„Echter“ optischer Zoom für Kameradrohnen mit Wechselobjektiven ist immer noch eine Sache, die derzeit eher in den Bereich der Selbstbauten fällt. Der japanische Objektivhersteller Tamron könnte das ändern. Ein neues Patent klingt auf jeden Fall vielversprechend.
Im Consumer-Segment sind sie de facto nicht existent: Drohnen mit Kameras, die das Wechseln des Objektives wie beispielsweise bei DSLR- oder DSLM-Kameras zulassen. Wer dieses Feature will, muss sich im professionellen Bereich umsehen – egal, ob bei DJI oder Sony eingekauft wird.
Aber auch hier gibt es noch eine Lücke: Objektive mit optischem Zoom sind eigentlich nicht vorhanden – ein paar Exoten mal außenvorgelassen. Tamron, den meisten Fotografen sicherlich ein Begriff, scheint nun an einer Lösung für die Ursache dieser kleinen Auswahl zu arbeiten.
Tamron meldet Patent für Objektive mit fixem Schwerpunkt an
Um zu verstehen, warum es eigentlich keine Zoomobjektive für Drohnen gibt, hilft es enorm, einmal ein entsprechendes Objektiv auf einer normalen Kamera in die Hand zu nehmen.
Sobald die Brennweite vergrößert wird (d.h. das Motiv rückt näher heran), verändert sich bei nahezu allen Zoom-Objektiven auch der Schwerpunkt. Die meisten Objektive erreichen den Verlängerungseffekt nämlich durch eine Art Teleskopmechanismus, bei dem sich verschiedenen Linsepaar im Inneren des Objektives verschieben.
Wer schon einmal ein Gimbal eingerichtet und kalibriert hat weiß: Es kommt auf den Schwerpunkt an. Und genau das ist das Problem: Sobald gezoomt wird, verschiebt sich dieser und das Gimbal ist damit nicht mehr ausbalanciert. Je nach Stärke der Motoren, kann ein gewisser Grad an Ungleichgewicht ausgeglichen werden, irgendwann ist aber auch damit Schluss und die Performance der Stabilisierung nimmt ab oder das Gimbal versagt ganz den Dienst.
An diesem Punkt setzt das neue Patent von Tamron an, das nun unter der Nummer P2022055483 beim japanischen Patentamt eingereicht wurde. Das Dokument beschreibt ein neues System für Zoomobjektive, bei dem verschiedene Linsenpaare beim Zoomen so zueinander verschoben werden, dass der Schwerpunkt des Objektive stets gleich bleibt.
Mit einem solchen Objektiv könnten auch relativ kleine Gimbals in Zukunft mit optischen Zoomobjektiven ausgestattet werden, die einen großen Brennweitenbereich abdecken.
Zwei Modelle in Aussicht
Wie das Portal PetaPixel berichtet, könnten die Japaner an zwei konkreten Objektiven arbeiten, die die neue Technologie verwendet. Dabei soll es sich um ein 28-75mm- sowie ein 28-80mm-Modell handeln.
Das wäre für viele professionelle Luftbildfotografen und Filmemacher ein großer Schritt nach vorne. Denn bisherige optische Zoomlösungen sind durch den fehlenden integrierten Zoomantrieb nur mit Spezialaufbauten einsetzbar.
Bei einem entsprechenden Drohnen-Objektiv, dass die beschriebene Technologie von Tamron verwendet, wäre dann auch der Zoom elektrisch aus der Ferne steuerbar. Schwere externe Motoren zur Steuerung des Zooms entfallen damit und das gesamte System wird damit leichter und flexibler einsetzbar.
Bisher ist die Auswahl am Markt mehr als überschaubar. Für die Inspire 2 Plattform von DJI gibt es bis heute keine native Zoom-Option. Die Drohne kann zwar mit verschiedenen Kameras, hier aber nur Festbrennweiten bestückt werden. Ob DJI sich bei der Inspire 3 dazu durchringen wird, auch ein entsprechendes Zoom-Objektiv zu liefern, bleibt abzuwarten. Für die Inspire 2 waren dazu bereits einmal Gerücht im Umlauf, die sich bis jetzt aber nie in einem konkreten Produkt manifestiert haben.
Für Nutzer der neuen Sony Airpeak Plattform, gibt es seit Kurzem immerhin das PZ 16-35mm f/4 G Objektiv*, welches auf die Alpha-Kameras passt. Natürlich ist der Zoombereich im Vergleich mit den möglichen Tamron Drohnen-Zoom-Objektiven aber nicht wirklich zu vergleichen.
Ob und wie schnell Tamron sein Patent in tatsächliche Produkte umwandelt, ist leider offen. Die Arbeiten an der Technologie klingen aber vielversprechend.
Quelle: Tamron via IPForce JP