Eine Drohne die eine Bank überfällt? Klingt erstmal spektakulär. Ganz so actionreich ist es dann aber doch nicht, was sich vor einiger Zeit in Frankreich zugetragen haben soll. Trotzdem dürfte dies der erste Fall sein, bei dem eine Drohne eine „aktive Rolle“ bei einem Überfall auf einen Geldautomaten übernommen hat.
Dass Drohnen – so wie jede andere verfügbare Technologie – potenziell auch für kriminelle Handlungen missbraucht oder gar zu Waffen umfunktioniert werden können, ist hinlänglich bekannt.
Besonders prominent schaffen es dabei immer wieder Fälle in die Schlagzeilen bei denen UAVs zum Abwerfen von Gegenständen über Gefängnissen oder ähnlichen Einrichtungen verwendet werden. In Bayern hat man in Vorbereitung auf diese Gefahr bereits ein Pilotprojekt gestartet.
Mavic Mini hilft bei der Erbeutung von 150.000 Euro
Der jetzt bekannt gewordene Falle soll sich bereits im Mai abgespielt haben. In der französischen Stadt Reims wurde ein Geldautomat um seinen kostbaren Inhalt erleichtert, ohne dass große Spuren oder Beschädigungen zurückgeblieben sind. Konkret wurde ein automatisierter Bankschalter der Caisse d’épargne (Sparkasse) überfallen, um an die eingelagerten Banknoten zu kommen.
Die Tat stellte die Ermittler zunächst vor ein Rätsel, denn rein äußerlich waren keine größeren Einbruchsspuren ersichtlich. Lediglich ein defektes Gitter zur Abdeckung eines Lüftungsschachtes fiel auf.
Die Lösung des Rätsels brachte dann offenbar die genaue Analyse des Materials der standardmäßig in die Geldautomaten integrierten Videoüberwachung. Auf den Aufnahmen ist ersichtlich, wie eine Drohne durch die, für einen Menschen viel zu kleine Lüftungsöffnung, gesteuert wird und so ins Gebäude gelangte.
Die Täter nutzen das UAV dann, um die kleine Sub-250g-Drohne in das Innere des Technikraumes hinter dem Geldautomaten zu steuern und hier einen Knopf zu drücken, der die automatische Türöffnung zu den Räumlichkeiten auslöste.
Geldautomaten in weniger als 10 Minuten erleichtert
Wie die Zeitung Le Journal du Dimanche berichtet, soll der Überfall insgesamt in weniger als zehn Minuten erledigt gewesen sein. Dabei spielte sich die ganze Aktion offenbar mitten am Tag ab.
Nachdem die Täter in den durch die Drohne geöffneten Raum eingedrungen waren, ermittelten sie den Lagerort der Wechselkassetten mit Bargeld, die zur Be- und Entladung der Geldautomaten verwendet werden.
Den Tätern wird von der Polizei gute Kenntnis der Umgebung zugeschrieben, da mindestens eine Person über den Sicherheitscode für den im Inneren verbauten Safe verfügte. Der beinahe stille Raub wurde nach aktuellem Verständnis also vor allem auch dadurch ermöglicht, dass der Sicherheitscode des Safes über eine lange Zeit nicht verändert worden ist. Laut Berichten des Le Journal du Dimanche verfügte nur mit dem Geldtransport betraute Personen über den Code.
Die Täter entkamen dann unerkannt und vor allem zunächst unbemerkt mit insgesamt 150.000 Euro.
Bereits im Juli soll die Polizei zwei Verdächtige im Kontext des Überfalls in Reims festgenommen haben, wie der Staatsanwalt mitteilte.
Übrigens: Um den Knopf zur Öffnung der Tür richtig mit der Drohne zu treffen, sollen die Automatenräuber eine Teleskopstange mit einem Spiegel am Ende benutzt haben.
Quelle: Le Journal du Dimanche