Der Branchendienst Bloomberg spricht von einer Drohnen-Blase die bereits am Platzen ist. Viele Startups im Drohnen-Segment haben bereits Insolvenz angemeldet. Befindet sich der kommerzielle Drohnenmarkt im freien Fall?
Das Drohnen als disruptive Technologie kein besonders ruhiges Geschäftsumfeld darstellen, leuchtet ein. Ein Artikel des Dienstes Bloomberg beleuchtet Drohnen und UAV-Anwendungen aber nun unter einem andere Licht und spricht gar von einer Blase, die bereits beginnt zu platzen.
So soll sich der Markt für kommerzielle Drohnen-Anwendungen in den letzten zehn Jahren deutlich aufgeheizt und in einer Hype-ähnlichen Stimmung entwickelt haben, die nun langsam abkühlt und damit ihre Spuren hinterlässt.
Viele Insolvenzen und große Konsolidierungswelle
Ein dafür angeführtes Indiz ist eine große Welle an Insolvenzen von Technologie Start-Ups im Drohnensektor.
So berichteten wir bereits zu gegeben Zeitpunkt über die Insolvenz von Aria Insights (ehemals CyPhy Works). Auch die Entlassungswelle bei GoPro nach der Ankündigung der Karma Drohne dürften vielen noch in Erinnerung geblieben sein. Ein besonders spektakulärer Fall war das Unternehmen Airware Inc., welches relativ kurz vor seiner Schließung noch einmal 118 $-US Finanzierung einsammelte.
Auch das französische Unternehmen Parrot darf hier wohl als Beispiel angeführt werden. Der Drohnenhersteller hatte erst im Juli angekündigt, einen Großteil seiner Drohnenserien auf Produktionsstopp zu setzen.
Insgesamt sollen mehr als 25 größere Drohnen Start-Ups ihre Türen seit 2010 geschlossen haben. Dazu kommen knapp 67 Unternehmensverkäufe an Konkurrenten sowie feindliche Übernahmen durch die Konkurrenz. Es fand also eine Konsolidierung an vielen Ecken bereits statt.
Fokusshift: Software statt Hardware
Der Artikel von Bloomberg geht außerdem in wenigen Sätzen auf die überlegene chinesische Drohnentechnologie ein (damit dürften in erster Linie DJI* und Yuneec* gemeint sein).
In den USA hat hingegen im UAV-Segment ein Neuausrichtung der involvierten Unternehmen von Hardware zu Software und darauf basierenden Dienstleistungen.
Anstatt also die Drohnen an sich zu entwickeln, gehen immer mehr Unternehmen weg vom Geschäft der aufwändigen Hardwareentwicklung und fokussieren sich eher auf digitale Dienste.
Darunter fallen die Auswertung von mit Drohnen gesammelten Daten, die Entwicklung spezieller Sensoren (so wie z.B. die PENSAR AI-Kamera) oder die Bereitstellung von Kartendaten zur Missionsplanung.
Insgesamt sollen zwischen 2012 und 2019 knapp 2,6 Milliarden US-$ durch Venture Capital Firmen in die „Drohnen-Idee“ gepumpt worden sein. Im letzten Jahr war die Investitionssumme erstmals rückläufig. Für 2019 wird ein deutlicher Rückgang erwartet, da die Kapitalgeber vorsichtiger werden. Der erste Riss für die Drohnen-Blase?
Fehlende Regulierung
Ein wichtiger Aspekt für die Gründe dieser Entwicklung wird im Bloomberg Artikel nur relativ kurz angerissen. Während die Technologie an vielen Stellen bereit für den Einsatz ist und dutzende Unternehmen funktionsfähige Produkte für die professionelle Anwendung bereithalten, konnten die Behörden mit der Geschwindigkeit der technische Entwicklung nicht Schritt halten.
Im Falle von Drohnen ist das leider in vielen Ländern ein besonderes Problem. Denn im Gegensatz zu vielen neuen, zu erst umregulierten, Produkten an Land, waren Drohnen durch ihre Bindung an die Luftfahrtgesetze von Anfang an stärker reguliert.
Die langsam aufwachenden Behörden, die sich zunächst orientieren mussten, haben mit noch mehr Regulierung den Einsatz von einer an vielen Stellen überlegenen Technologie aber wiederum zu teuer gemacht. Zumindest für den Moment.
Quelle: Bloomberg
Drone-Zone’s Meinung
Der Artikel bei Bloomberg hat einen klar wirtschaftlich fokussierten Blick auf die Drohnen-Technologie. Er analysiert relativ erbarmungslos, was alles nicht funktioniert hat.
Ob man jedoch von einer Drohnen-Blase sprechen kann, ist aus unserer Sicht zweifelhaft. In einem Markt neuer Technologien ist es auf der anderen Seite auch nicht unüblich, dass die Geldbörse vieler Investoren etwas lockerer sitzt, da oft die Befürchtung umhergeht, „das nächste große Ding“ zu verpassen. Ein guter Nährboden für eine wirtschaftliche Blase.
Wir werden mit Sicherheit auch in den kommenden Jahren viele Unternehmen aus der Branche kommen und gehen sehen. Gerade wo die großen Konzerne, wie Intel, Amazon* und Co. nun mit Vollgas an ihren eigenen Drohnenprogrammen arbeiten, werden bestimmt auch noch einige interessante Merger über die Bühne gehen.
Im Kern waren viele der insolventen Unternehmen aber zu früh am Markt. Auf der einen Seite zu früh für den Anwender, der gar nicht verstanden hat, wie Drohnen helfen können. Auf der anderen Seite aber auch zu früh im regulatorischen Sinne. Denn viele Unternehmen basierten auf einer Wette: Die Wette, dass die Regulierungsbehörden dieser Welt mit einem stabilen Rahmenwerk aufwarten würden, wenn man als Unternehmen mit seinem Produkt auf den Markt kommt. Und diese Wette wurde von vielen Start Ups verloren. (Noch.)