Bereits Anfang des Jahres, parallel zu meinem Einstieg in den FPV-Racer-Bereich, habe ich mich mit dem Bau eines neue Quads zum Anfertigen von ruhigen Landschaftsaufnahmen auseinandergesetzt.
Dabei bin ich auf den neuen Rahmen von Quanum gestoßen, welcher von HobbyKing unter dem Namen XJ470 vertrieben wird. Im Folgenden meine Erfahrungen.
Da ich versuche mich vor der Anschaffung eines neuen Fluggerätes immer möglichst intensiv mit den einzelnen Komponenten und deren Zusammenspiel auseinanderzusetzen, vergingen einige Wochen, bis ich mich für den Kauf des neuen Quanum XJ470 Carbon-Frames entschieden habe.
Hauptgrund hierfür war, dass der Rahmen gerade einmal einige Tage auf dem Markt war, als ich das erste Mal darüber gestolpert bin. Das Vorstellungsvideo von HobbyKing sah ansprechend aus und auch in den RCGroups-Foren formte sich bald ein Thread, der mittlerweile viele scheinbar gut funktionierende Konfigurationen vorhält.
Inhalt
Der XJ470 CF im Überblick
Der Quanum Rahmen ist optisch in meinen Augen ein echter Leckerbissen, was vor allem der Materialwahl geschuldet ist. Ausschließlich Aluminiumteile und Kohlefaser (CFK) kommen an dem schicken Frame zum Einsatz. Die Aluteile sind dabei alle schwarz oder rot eloxiert, sodass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Der XJ470 ist als Folding Frame, also als faltbarer Rahmen, ausgelegt.
Diese Tatsache prädestiniert den Rahmen nicht nur zum Filmen sondern macht ihn auch noch ultra-mobil. Der Klappmechanismus ist als solide Verschraubung ausgeführt, welche das Auf- oder Einklappen der vier Arme in knapp 2 oder 3 Minuten ermöglicht. Im Vergleich zu meinem RCTimer Argonaut 250 Racer ist der XJ470 natürlich trotzdem weniger kompakt.
Der Rahmen ist dabei in einer Sandwich-Bauweise ausgeführt. Zwischen den zwei Centerplates sitzen die vier Halterungen für die Carbon-Rohre*, welche als Arme dienen. Selbige erlauben auch das Einklappen der Arme. Auf der oberen Centerplate wird durch einige Abstandshalter und eine Deckplatte aus weißem Kunststoff, künstlich ein weiterer Bereich zum Verstauen von Komponenten kreiert.
Das ebenfalls aus CF gefertigten Landegestell wird an die untere Centerplate geschraubt und beherbergt im späteren Betrieb den Akku zwischen den beiden Beinen.
In der Front findet die Gimbalhalterung Platz, welche vorwärtsgerichtet ist. Im Gegensatz zu den meisten Quads, bei denen die Kamera* unter dem Multicopter aufgehängt wird, trägt der XJ470 das Aufnahmegerät der Wahl samt Gimbal vor sich her. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass das Gimbal samt Aufhängung nicht zu hoch baut, da die Bodenfreiheit des Frames limitiert ist.
Jeder Pilot wird verstehen, dass man hier um jeden Millimeter kämpfen muss, denn nichts ist schlechter, als zu erst auf dem Gimbal samt Kamera, anstatt dem Landegestell aufzusetzen (meine GoPro Linse kann da eine Geschichte von erzählen :( ).
Technische Daten
- Größe: 470 mm (von Motor- zu Motoraufnahme)
- Gewicht: 410 g (leer)
- Material: CFK, Aluminum, Kunststoff
- Besonderheiten: Vorwärtsgerichtete Kameraaufnahme, Faltmechanismus
- Preis: Circa 100 Euro
Zusammenbau
Der Zusammenbau des Frames ging entgegen meiner Erwartung wirklich gut von der Hand. Zwar hat der Rahmen seinen Preis, das muss bei Ware aus Fernost aber nicht zwangsweise heißen, dass alle Teile auch zusammenpassen (zumindest ist das meine Erfahrung).
Nicht jedoch beim Quanum XJ470. Die CFK-Teile sind von sehr gute Qualität, die Schnittkante perfekt verarbeitet. Auch die gehärteten Aluminiumteile weisen eine sehr hohe Fertigungsqualität auf. Scharfe Kanten, unsaubere Bohrungen oder Grate sucht man hier glücklicherweise vergeblich.
Hand in Hand mit der hohen Qualität der Teile geht ebenfalls die Passgenauigkeit. Alle Löcher sind wunderbar aufeinander abgestimmt und der Aufbau ist somit ohne Nacharbeiten zu erledigen. In den Augen vieler Modellbauer sicher eine Selbstverständlichkeit, mich hat die Erfahrung allerdings etwas anders gelehrt und ich habe hochwertige Modelle deshalb erneut schätzen gelernt.
Quanum selbst liefert keine Anleitung mit. Das ist in meinen Augen ein wenig unverständlich, ist der auf den ersten Versuch korrekte Aufbau lediglich anhand der Produktbilder beim Händler bei der Anzahl an Kleinteilen fast unmöglich. Glücklicherweise hat HobbyKing oder ein Nutzer (das ist schwer zu sagen), eine passende Montageanleitung veröffentlicht. Damit geht der Aufbau dann ohne Probleme. Im Anschluss noch ein Timelapse-Video vom Zusammenbau.
Ersatzteilversorgung
Um die Ersatzteilversorgung steht es in meinen Augen aktuell eher schlecht. Zwar wird in dem Vorstellungsvideo davon gesprochen, gefunden habe ich jedoch nichts. Falls jemand dazu mehr Informationen hat, wäre ich für einen Hinweis dankbar. Ich würde deshalb jedem raten, zumindest die Centerplates und sämtliche andere CFK-Platten* vor dem Aufbau einmal auf den Scanner zu schmeißen, sodass man im schlimmsten Fall selbst Ersatz fertigen (lassen) kann
Da bei mir noch alles heile ist, habe ich diesbezüglich aber noch keine Erfahrung mit dem HK-Service gemacht. Vielleicht kann dieser ja tatsächlich ganz einfach Ersatzteile beschaffen.
Komponenten
Die Auswahl meiner Komponenten ist ein Gemisch aus Neuanschaffung und Wiederverwendung bereits vorhandener Teile. Im Folgenden eine kurze Liste der von mir verbauten Teile.
- Motoren: T-Motor MT2216 V1 900 kV*
- ESCs: Hobby King F-20A ESC 3A UBEC (F-20A)*
- FC: OpenPilot CC3D*
- Power: Einfaches Power Distribution Board*
- Propeller: Aeronaut CamCarbonLight 12×4,5″*
- Akku: 3S 25C+ 5000 mAh* SLS APC
Würde ich den Quad noch einmal neu aufbauen bzw. hätte nicht bereits eine bestehende Motor-ESC-Kombi vorliegen gehabt, würde ich hier definitiv einen stärkeren Motor mit weniger kV wählen und ein 4S-Setup daraus machen.
Komponentenlayout
Ein großer Teil des Gehirnschmalzes steckt beim Aufbau eines neuen Modells bei mir immer in der Anordnung der Komponenten. So hatte ich in erster Instanz vor, die ESCs unter den Motorenhalterung am äußeren Ende der Arme zu befestigen. Hier ist auch entsprechend Platz vorhanden, allerdings nicht für solch große Regler wie die F-20A*, die ich über hatte und verwenden wollte.
Stattdessen habe ich im Endeffekt die Motorenkabel verlängert, durch die Arme geführt und alle vier Regler mitsamt des Power Distribution Boards (PDB)* zwischen den beiden Centerplates untergebracht.
Das Anschlusskabel für den Akku samt XT60-Stecker* habe ich nach hinten hinaus geführt. Die vier Signalkabel der ESCs habe ich durch eines der zahlreich vorhandenen Löcher in das Oberdeck überführt, wo der Flight Controller seinen Platz gefunden hat. Insgesamt lässt sich der Quanum XJ470 so sehr sauber aufbauen. Zu empfehlen ist die Verwendung von Gewebeschlauch für die Kabel im CFK-Rohr*, damit diese nicht durch die harten Kanten des CFKs beim Klappen der Arme beschädigt werden.
Was der Quanum XJ470 besser machen könnte
Keine Sache auf der Welt ist perfekt – so auch der Quanum XJ470 nicht. Mir sind vier Dinge aufgefallen:
- Der Platz zur Aufnahme der Regler direkt unter den Motoren* ist stark in der Höhe beschnitten. Selbst sehr kleine Regler passen hier nur mit Mühe hinein. Der allgemeine Tenor im Netz: Die Leute haben angefangen, die Motor Mounts durch andere zu ersetzen. Das kann aber in meinen Augen nicht die Lösung sein.
- Die Halterungen halten die Arme im ausgeklappten Zustand sehr zuverlässig in Position. Im eingeklappten Zustand hängen die hinteren beiden Arme jedoch etwas durch.
- Die obere Centerplate hat keine Standardlöcher zur Aufnahme von Flightcontrollern wie dem OpenPilot CC3D*, Naze32 oder Flip32. Hier kommt man um die Verwendung eines Gehäuses für die FC nicht herum, welches dann geklebt werden muss. Löcher und Schlitze zur Führung von Kabeln und Klettbänden sind jedoch genügend vorhanden.
- Der bereits sehr geringe Abstand des Gimbals (Tarot T-2D*, hängend montiert) zum Boden ist nicht wirklich optimal. Hier sollte man immer sauber fliegen und vor allem landen, sonst sind Schäden an Gimbal und/oder Kamera nicht auszuschließen.
Fazit
Alles in allem ist der Quanum XJ470 ein schöner Frame, der sowohl nett anzugucken, als auch funktional in der Verwendung und dank der hohen Qualität der Teile auch einfach im Aufbau ist. Die Ersatzteilversorgung ist im Augenblick ein kleines Fragezeichen, damit steht der XJ470 in der Welt der Multirotorrahmen aber weiß Gott nicht alleine dar.
Einige Detailverbesserungen der oben abgesprochenen Punkte und ein paar Gramm weniger würden den Rahmen zu einem noch besseren Produkt machen. Aber auch so hat mir dieser Quad Spaß beim Aufbauen und Basteln bereitet.